Darmbakterien und wie sie unsere Gesundheit steuern

In unserem Darm wimmelt es nur so von Bakterien und anderen Mikroorganismen. Die meisten von Ihnen befinden sich im Dickdarm. Jeder Mensch beherbergt ca. 160 verschiedene Arten. Die Zusammensetzung ist jedoch sehr individuell und verändert sich auch im Laufe des Lebens.

Dass wir Menschen so ein individuelles Darmmikrobiom beherbergen, ist einer der Gründe, warum wir so unterschiedlich auf äußere Einflüsse reagieren. Nicht jede und jeder spricht z.B. auf eine Ernährungsumstellung in gleichem Maße an.

Doch wie kommt diese individuelle Zusammensetzung der Mikroorganismen zustande und wie können wir am besten selbst Einfluss darauf nehmen? Das werden wir uns heute anschauen.

Unsere Verdauung

Auch wenn die Verdauung bereits im Mund beginnt und dann im Magen fortgeführt wird, findet der Großteil im Dünndarm statt. Hier sorgen Verdauungsenzyme für die Aufnahme von Nährstoffen in den Körper. Die unverdaulichen Reste gelangen dann in den Dickdarm. Die hier angesiedelten Mikroorganismen, übernehmen die Verdauung von Stoffen, die wir mit körpereigenen Enzymen nicht verwerten können. Das Darmmikrobiom beinhaltet nämlich eine Vielzahl an Genen für Enzyme, die bei der Verdauung mitwirken und Stoffwechselprodukte produzieren. Zu den unverdaulichen Stoffen gehören z.B. Ballaststoffe. Besonders wasserlösliche Ballaststoffe können von den Mikroorganismen im Dickdarm weitgehend abgebaut werden.

Das Darmmikrobiom

Das Darmmikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Gene der im Darm befindlichen Mikroorganismen. Die Darmmikrobiota beschreibt die Mikroorganismen selbst, die sich in unserem Darm befinden. Dazu gehören z.B. Bakterien, Pilze und Viren. Mittlerweile werden die beiden Bezeichnungen jedoch meist synonym verwendet. In den letzten Jahren ist das wissenschaftliche Interesse an dem Darmmikrobiom deutlich gestiegen. Doch obwohl Studien darauf hinweisen, dass es von großer Bedeutung für unsere Gesundheit ist und unser Immunsystem und den Stoffwechsel beeinflusst, sind noch viele Fragen ungeklärt.

Eine Definition für ein gesundes Mikrobiom gibt es (noch) nicht. Eine große Diversität scheint jedoch ein Marker hierfür zu sein, denn je vielfältiger es ist, desto stabiler ist es gegen Störungen. Auch die Fähigkeit einiger Mikroorganismen Ballaststoffe zu fermentieren (verstoffwechseln) ist der Gesundheit zuträglich.

Die große Vielfalt der Organismen lässt auch auf eine Vielzahl an Wirkungen schließen, denn obwohl noch weitreichende Forschung benötigt wird, ist bereits jetzt klar: Das Darmmikrobiom beeinflusst nicht nur die Gesundheit unseres Darms, sondere hat Einfluss auf alle anderen Organe und kann unser Wohlbefinden somit auf vielfältige Weise beeinflussen. Es kann uns mit positiven Stoffwechselprodukten unterstützen, aber auch mit negativen Stoffen schaden, abhängig davon, aus welchen Spezies es sich zusammensetzt.

Wenn protektive Mikroorganismen, also Mikroorganismen, die unsere Gesundheit positiv beeinflussen, Kohlenhydrate fermentieren, entstehen dabei kurzkettige Fettsäuren (short chain fatty acids, SCFA) wie Butyrat. Diese können von den Zellen der Darmschleimhaut aufgenommen werden und dienen ihnen zur Energiegewinnung und stabilisieren die Darmbarriere. Eine stabile Darmbarriere ist Voraussetzung für ein gesundes Immunsystem. Sie schützen nämlich unseren Körper vor schädlichen Substanzen und Bakterien, die sich im Inneren des Darms befinden. Außerdem sind sie entzündungshemmend und wirken sich positiv auf Leber und Gefäße aus. Schädliche Bakterien in unserem Darm können hingegen Entzündungen begünstigen und sogar Toxine freisetzen. Sie stehen mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung. Hierzu gehören Allergien, Adipositas, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Diabetes und Depressionen. Ob Veränderungen im Mikrobiom jedoch Auslöser der Erkrankungen sind oder ob sich das Mikrobiom als Folge der Erkrankungen verändert ist noch ungeklärt.

Einfluss auf das Darmmikrobiom

Mit unserer Ernährung können wir einen großen Einfluss auf das Mikrobiom unseres Darms nehmen. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass es langfristige und kurzfristige Veränderungen gibt. So unterliegt die Zusammensetzung bei den meisten Menschen rhythmischen Schwankungen im Laufe des Tages. Auch unsere Ernährung kann zu kurzfristigen Veränderungen führen. Diese sind dann meist reversibel. Langfristige Ernährungsumstellungen hingegen können sogar Einfluss auf das Genom und den Stoffwechsel der Mikrobiota nehmen.

Studien zeigen, dass eine mediterrane Ernährung positive Effekte auf die Darmbarriere und das darmassoziierte Immunsystem hat. Zu dieser Ernährung zählen Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, Olivenöl, Hülsenfrüchte, frische Kräuter und nur geringe Mengen an tierischen Lebensmitteln. Eine westlich geprägte Ernährung hingegen steht mit einer geringen mikrobiellen Anzahl und Diversität in Verbindung und führt zu einem veränderten Stoffwechsel der Darmmikrobiota. Diese Ernährungsform ist geprägt durch verarbeitete Lebensmittel, Fleisch, gesättigte Fettsäuren und zuckerhaltige Getränke sowie durch eine geringe Zufuhr von Obst und Gemüse.

Abwechslung in der Lebensmittelwahl erhöht die Vielfalt Deines Darmmikrobioms und stärkt dadurch die Darmbarriere.

Probiotische Lebensmittel enthalten Bakterienkulturen, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Hierzu zählen z.B. Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Tempeh.

Neben der Ernährung gibt es noch eine Reihe weiterer Faktoren, die das Darmmikrobiom beeinflussen können:

Unsere Gene bestimmen bis zu einem gewissen Maß die Zusammensetzung unseres Darmmikrobioms. So gibt es z.B. eine unterschiedliche Darmmikrobiota abhängig vom Geschlecht.

Auch das Alter hat einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmmikrobiota. Im Säuglings und Kleinkindalter ist es noch sehr von der Muttermilch geprägt. Kommt weitere Nahrung hinzu verändert es sich stark bis es sich im Erwachsenenalter weitgehend stabilisiert.

Faktoren wie Alkoholkonsum, Stress und regelmäßiges Rauchen haben ebenfalls einen Einfluss auf das Darmmikrobiom und fördern schädliche Mikroorganismen und destabilisieren die Darmbarriere.

Die Einnahme von bestimmten Medikamenten, wie Antibiotika, kann neben der wichtigen gesundheitlichen Wirkung auch negative Effekte auf unseren Körper haben und das Mikrobiom durcheinander bringen. Deshalb empfehlen viele Ärzte nach oder auch schon während der Behandlung mit Antibiotika die Einnahme von Probiotika.

Fazit

Wie wir sehen, haben wir einen enormen Einfluss auf unser Mikrobiom. Durch eine pflanzenbasierte Ernährung und Vollkornprodukte tust Du nicht nur Deinen Darm, sondern gleich Deinem ganzen Köper etwas Gutes. Mit den Minutenbroten kannst Du Deine tägliche Ballaststoffzufuhr ganz leicht erhöhen. Außerdem sind sie reich an ungesättigten Fettsäuren und tragen dadurch ebenfalls zu einem gesunden Darmmikrobiom bei. Regelmäßige Auszeiten vom stressigen Alltag, sowie eine Reduktion von Zigaretten- und Alkoholkonsum können die Darmgesundheit zusätzlich unterstützen.

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https://fet-ev.eu/darm-mikrobiom/

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