Was ist nachhaltige Ernährung?
Beim Frühstücken die Welt retten! Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ganz so einfach ist es leider nicht, aber wir können mit unserer Lebensmittelwahl schon einen großen Einfluss aufs Klima und unsere Umwelt nehmen, denn die Lebensmittelproduktion macht momentan ein Drittel der Treibhausgase aus. Nicht nur die Art der Lebensmittel, sondern auch deren Produktion, Herkunft, Verpackung und Handelsbedingungen spielen bei der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Hier drin steckt also ein enormes Handlungspotenzial.
Eine nachhaltige Ernährung bezieht eine Vielzahl an Faktoren mit ein. Laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und WHO (World Health Organization) besteht „eine nachhaltige und gesunde Ernährung […] aus Ernährungsmustern, die alle Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens einer Person fördern; geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben und wenig Umweltbelastung verursachen; verfügbar, bezahlbar, sicher und fair sind und kulturell akzeptiert werden.“ (FAO and WHO. 2019. Sustainable healthy diets – Guiding principles. Rome)
Lebensmittelwahl
Egal welches Lebensmittel wir verzehren, ob tierisch oder pflanzlich, hochverarbeitet oder direkt vom Acker, für die Produktion werden Ressourcen verbraucht und Treibhausgase produziert. Bei der Menge gibt es jedoch enorme Unterschiede! Dabei sind tierische Lebensmittel ganz besonders belastend für das Klima. 1 kg Rindfleisch erzeugt ganze 13,3 kg CO2 Emission. Das ist so viel, wie ein Auto bei einer 70 km langen Autofahrt produziert. 1 kg Gemüse hingegen produziert im Durchschnitt nur 0,15 kg CO2 Emission. Das ist gerade mal so viel wie eine 0,8 km lange Autofahrt produzieren würde. Doch auch beim Gemüse gibt es große Unterschiede. Diese sind besonders abhängig vom Transportweg und der Verpackung. Insgesamt gesehen entsteht durch eine pflanzenbasierte Ernährung jedoch eine deutlich geringere CO2 Emission.
Auch der Wasserbedarf ist natürlich bei der Nachhaltigkeit der Lebensmittel zu beachten. Auch hier toppt das Rindfleisch wieder mit 15.500 Litern pro 1 kg die meisten anderen Lebensmittel. Überboten wird es nur von Kakao und Röstkaffee. Doch auch Reis (3.500 L) und Nüsse (5.000 L) haben verglichen mit Obst und Gemüse einen hohen Wasserverbrauch (durchschnittlich ca. 250 L).
Regional und saisonal
Je geringer die Entfernung, desto geringer die Belastung durch Abgase. Neben der Entfernung hängt die Produktion von Treibhausgasen auch von der Art des Transportmittels ab. Werden die Lebensmittel mit dem Flugzeug transportiert, entstehen mehr schädliche Gase als beim Transport mit dem Schiff. Da jedoch nicht bei jedem Lebensmittel so einfach zu erkennen ist, von wo und auf welchem Wege es in unsere Supermärkte gelangt, hilft es auf den Ursprungsort zu achten und auf regionale Produkte zurückzugreifen. Hierbei ist es hilfreich auch auf die Saisonalität zu achten. Denn viele Lebensmittel wachsen direkt in Deiner Nachbarschaft, nur eben nicht zu jeder Jahreszeit.
Vielleicht gibt es sogar eine solidarische Landwirtschaft in Deiner Nähe, über die Du direkt frisches Obst und Gemüse beziehen kannst. Damit weißt Du immer genau, wo Deine Lebensmittel herkommen und Du unterstützt gleichzeitig noch lokale LandwirtInnen.
Verpackung
Ganze Inseln aus Plastikmüll schwimmen mittlerweile in unseren Meeren. Die größte Plastikinsel befindet sich im Nordpazifik und ist Schätzungen zufolge so groß wir Europa. Nicht selten verfangen sich Tiere in Netzen oder essen Plastik und verhungern dann qualvoll, da in ihren Mägen kein Platz mehr für richtige Nahrung bleibt. Auch an inneren Verletzungen können sie versterben. Doch auch für uns Menschen hat der Plastikmüll gesundheitliche Folgen. Ca. 500 Jahre dauert es, bis Plastik vollständig abgebaut ist. Bis dahin zersetzt es sich in immer kleinere Teile, die auch in unsere Nahrung und darüber in unseren Körper gelangen. Je länger die Nahrungskette, desto größer die Anhäufung von Schadstoffen.
Doch nicht nur das Plastik selbst verschmutzt unsere Umwelt und schadet unserer Gesundheit. Auch die Produktion ist hierbei nicht außer Acht zu lassen, denn es werden große Mengen Erdöl und Wasser benötigt. Zwar wird mittlerweile vermehrt auf Recycling geachtet, doch noch lange nicht jedes Produkt erhält nach der Entsorgung ein zweites Leben. Und auch der Recyclingprozess benötigt eine Menge Energie.
Aus vielen Bereichen unseres Lebens ist Plastik mittlerweile zwar nicht mehr wegzudenken, doch gerade bei den Lebensmitteln ist häufig nur eine kleine Umstellung nötig. Hier sind ein paar Tipps, wie Du Verpackungsmüll reduzieren kannst:
- Nimm einen Einkaufsbeutel, z.B. aus Baumwolle, mit zum Einkaufen
- Verzichte auf Plastiktüten für Gemüse und Obst oder verwende Mehrweg-Gemüsebeutel
- Kaufe unverpackte Lebensmittel, z.B. im Unverpacktladen, ein
- Bringe eigene Behältnisse mit, um Lebensmittel zu verpacken. Dies ist mittlerweile auch an den meisten Frischetheken und in Take-away Restaurants möglich
- Verwende eine wiederverwendbare Trinkflasche
- Bring zum Picknick eigenes Geschirr und Besteck mit, so kannst du auf Einwegprodukte verzichten und sparst unnötige Ausgaben
- Hast du zu viel gekocht? Dann fülle das restliche Essen in eine verschließbare Dose, anstatt es in Alu- oder Klarsichtfolie zu verpacken
Lebensmittelabfall
Jährlich werden in privaten Haushalten 6,1 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Das macht 75 kg Lebensmittel pro Verbraucher. Weiter oben haben wir uns angeschaut, wie ressourcenaufwendig die Lebensmittelproduktion ist und wie sie zur Erderwärmung beiträgt. Da fällt es nicht schwer zu verstehen, warum es so fatal ist, diese aufwendig produzierten Lebensmittel in den Müll wandern zu lassen.
Doch manchmal ist ein Lebensmittel einfach reif für die Tonne. Achte deshalb am besten darauf, dass es gar nicht so weit kommt. Dafür haben wir ein paar Tipps zusammengetragen, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren:
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. Es gibt lediglich den Zeitpunkt an, bis zu welchem der Hersteller garantieren kann, dass alle spezifischen Eigenschaften, wie z.B. Geruch und Konsistenz bestehen bleiben. Nutze also alle Deine Sinne, um festzustellen, ob ein Lebensmittel noch für den Verzehr geeignet ist
- Bei den meisten pflanzlichen Lebensmitteln sind die Schalen und der Stiel ebenfalls essbar. Achte aber darauf, dass du die Lebensmittel gut abwäschst, oder kaufe Gemüse und Obst aus ökologischer Landwirtschaft, um so wenige Schadstoffe wie möglich zu essen
- Kaufe nur die Mengen, die Du wirklich verbrauchen kannst und lasse Dich nicht dazu verleiten große Mengen zu kaufen, nur weil sie im Angebot sind
- Nimm einen Behälter mit ins Restaurant. So kannst Du ganz einfach Deine Reste einpacken und sie müssen nicht weggeschmissen werden
- Bleiben Essensreste zuhause übrig, kannst Du diese einfrieren oder am nächsten Tag essen
- Oder verteile übriggebliebenes Essen an Freunde oder Nachbarn. Das kannst Du übrigens auch sehr gut machen, bevor Du in den Urlaub fährst
Gesundheit
Unausgewogenen Ernährung sowie Überernährung führen zu einem erhöhten Risiko an nicht übertragbaren Krankheiten wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Krebs zu erkranken. Diese Erkrankungen nehmen in den letzten Jahren stetig zu und führen zu einer Überlastung der Gesundheitssysteme und durch vermehrte Krankheitsausfälle zu wirtschaftlichen Missständen.
Hochverarbeitete Lebensmittel, gesättigte Fettsäuren und tierische Lebensmittel sowie der geringe Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten erhöhen das Risiko, eine der genannten Erkrankungen zu entwickeln. Die Reduktion von tierischen und hochverarbeiteten Lebensmitteln tut also nicht nur der Umwelt gut, sondern unserer Gesundheit ebenfalls.
Um Dich mit einer pflanzenbasierten Ernährung weiterhin ausgewogen zu ernähren, achte auf eine ausreichende Eiweißzufuhr über pflanzliche Eiweiße. Diese findest Du z.B. in Hülsenfrüchten, wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen oder auch in Tofu, Nüssen und Vollkornprodukten. Wenn Du zusätzlich auf Milchprodukte verzichtest, beachte Deine Calciumzufuhr. Gute Calciumlieferanten sind neben der Milch auch pflanzliche Milchalternativen, wenn sie mit Calcium angereichert sind. Auch Mineralwässer und grünes Gemüse liefern diesen wichtigen Mineralstoff. Einzig das Vitamin B12 musst Du bei einer rein pflanzlichen Ernährung supplementieren, denn dieses können wir, in ausreichenden Mengen, nur über tierische Lebensmittel aufnehmen.
Fair
Das Ziel des fairen Handels ist es Handels- und Arbeitsstrukturen zu kontrollieren und für Bedingungen zu sorgen, unter denen langfristig gearbeitet werden kann. Hierzu zählen sowohl faire Preise und Löhne als auch Arbeitsverbote für Kinder, Gesundheits- und Umweltschutz und Gleichberechtigung für Frauen. Um faire Produkte zu erkennen, kannst Du auf die Zertifizierung achten. Jedoch muss nicht jeder Rohstoff oder jeder Teil der Produktion fair sein, um ein solches Zertifikat zu erhalten. Um ganz sicher zu gehen, solltest Du auf so genannte integrierte Lieferketten achten. Hierbei richtet sich das ganze Unternehmen nach den Grundsätzen des fairen Handelns.
Fazit
Nachhaltige Ernährung setzt sich aus einer Vielzahl von Komponenten zusammen. Da fällt es manchmal gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Das Schöne daran ist, dass es gleich mehrere Möglichkeiten gibt, um mit einer Veränderung zu beginnen. Ob Du damit beginnst tierische Lebensmittel zu reduzieren, den Verpackungsmüll einzusparen oder fair produzierte Lebensmitte zu kaufen ist dabei Dir überlassen. Je bewusster Du konsumierst, desto besser.
Quellen
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/nachhaltige-ernaehrung/
https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/grundlagen/nachhaltige-ernaehrung/
FAO and WHO. 2019. Sustainable healthy diets – Guiding principles. Rome
https://www.rnd.de/wissen/treibhausgase-ein-drittel-entsteht-durch-lebensmittelproduktion-OCNMBTEF5JAUNLOLTTNYG4QU6U.html
https://reset.org/plastic-ocean-plastikinseln-im-meer/
https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/lebensmittelverschwendung-und-klimawandel/
https://www.codecheck.info/news/Diese-5-Lebensmittel-haben-den-hoechsten-Wasserverbrauch-326317
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/fairer-handel-einkauf-mit-gutem-gewissen-7067
Bildquellen
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