Zöliakie- Was ist das und was passiert dabei im Körper?
Wenn Lebensmittel krank machen, dann beginnt die große Suche nach der möglichen Ursache. Ist es die Milch im Kaffee, das Stück Obst im Müsli oder doch das Marmeladenbrot, was die Beschwerden hervorruft? Diese und ähnliche Fragen stellt sich ca. jeder Fünfte in der deutschen Bevölkerung. Sportler sind sogar noch häufiger betroffen: So geben 30-50% der Athleten und fast 90% der Ultra-Ausdauer-Athleten an, regelmäßig an gastrointestinalen Beschwerden zu leiden.
Aber was ist überhaupt eine Lebensmittelunverträglichkeit? Und was passiert im Körper, wenn das morgendliche Brötchen Beschwerden bereitet?
Allergie oder Intoleranz?
Überempfindlichkeiten gegenüber Lebensmittel können entweder ein Zeichen einer Allergie oder einer Unverträglichkeit sein. Während bei einer allergischen Reaktion immer das Immunsystem (z.B. in Form von Antikörpern) beteiligt ist, so ist dies bei einer klassischen Intoleranz nicht der Fall. Einzige Ausnahme bildet hierbei das Gluten, da es im Falle einer Zöliakie (genetisch manifestierte Gluten Intoleranz) zu einer Antikörperbeteiligung kommt. Im Gegensatz zu einer Allergie, bei der bereits kleinste Mengen starke bis lebensbedrohliche Beschwerden auslösen können, werden bei einer Intoleranz geringe Mengen meist gut vertragen. Die Symptomatik einer Allergie können die einer Intoleranz sehr ähneln. Deshalb ist die Diagnose oft schwierig und komplex.
Was ist Gluten?
Gluten, auch als „Klebereiweiß“ bezeichnet, ist das wichtigste Speicherprotein und kommt in vielen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste oder Grünkern vor. Gluten besteht aus den Proteinen Glutenins und Gliadin. Vor allem ein hoher Gliadinanteil ist vorteilhaft für die Backindustrie, da es die Backleistung im Brot verbessert, indem es die Teigelastizität erhöht. Ein hoher Gliadinanteil wird vor allem im Weizenbrot gerne eingesetzt. Werden beispielsweise alte Getreidesorten wie Emmer oder Dinkel besser vertragen, so könnte dies an dem geringeren Glutenin-Anteil liegen. Der alleinige Verzicht auf Weizen könnte dabei schon ausreichend sein, um die Beschwerden zu bessern.
Was ist Zöliakie?
Zöliakie bezeichnet eine chronische Autoimmunerkrankung, die sich nicht allein auf den Darm beschränkt, sondern verschiedenste Organe betreffen kann. Die Häufigkeit einer Zöliakie liegt im Durchschnitt bei etwa 1%.
Es besteht die Notwendigkeit eines lebenslangen Verzichtes auf Gluten bzw. der Beschwerde auslösenden Unterfraktion, dem Gliadin. Im Rahmen der Erkrankung kommt es zu schwerwiegenden Schleimhautveränderungen und der Bildung von Antikörpern im Zwölffingerdarm. Bei gesunden Menschen wird die aufgenommene Nahrung in kleinste Bestandteile zerlegt und gelangt über die Schleimhautzotten in den Körper. Bei Zöliakiepatienten führt die Zufuhr von Gluten zu einer Art Entzündung und Immunreaktion in der Darmschleimhaut, welche zu einer Reduktion der Schleimhautzotten führt. Infolgedessen können Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen werden und verschiedenste Symptome (Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hautausschlag) können auftreten.
Zöliakie oder Glutensensitivität?
Die Aufnahme von Gluten bereitet einigen Menschen Probleme. Die Frage, ob eine echte, genetisch manifestierte Zöliakie vorliegt, bedarf einer ausführlichen Anamnese. Dazu werden in einem Blutbild Antikörper auf Gewebstransglutaminase gemessen. Ein positiver Befund spiegelt das Entzündungsgeschehen im Körper wider und die Schädigung der Zotten im Darm kann auf den Schweregrad der Zöliakie hinweisen.
Doch auch bei einem negativen Befund können Sensitivitäten gegenüber Gluten oder Weizen bestehen. Man spricht dann von einer Glutensensitivität. Während bei einer Zöliakie Gluten vollständig gemieden werden muss, werden geringe Mengen an Gluten bei einer Glutensensitivität meist gut vertragen.
Gluten und Sport
Während intensiver Trainingseinheiten, insbesondere im Ausdauerberich, kann es zu funktionellen Veränderungen im Verdauungstrakt kommen. Die Empfindlichkeit möglicher Lebensmittel-Trigger wie Gluten oder Lactose nimmt zu. Interessanterweise ernähren sich Athleten deutlich häufiger glutenfrei und geben an, sich dadurch leistungsstärker und belastbarer zu fühlen. Jedoch konnte keine Studie bisher belegen, dass eine glutenfreie Kost bei gesunden Sportlern einen positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit oder gar die Entzündungswerte im Verdauungstrakt hat. Hierbei müssen sicherlich individuelle und bedarfsgerechte Ernährungspläne erstellt werden, um Wohlbefinden und Leistung der Athleten bestmöglich zu unterstützen.
Glutenfreie Ernährung
Um Zöliakiebetroffenen eine optimale Gesundheit zu gewährleisten ist eine streng glutenfreie Ernährung derzeit die einzige Therapie. Die Lösung besteht darin, langfristig jegliche Lebensmittel mit glutenhaltigen Getreidesorten zu vermeiden.
Auch geringste Spuren können histologische Schäden im Darm verursachen, deshalb ist besondere Vorsicht geboten. Eine Zöliakie sollte nicht unterschätzt werden. Gluten kann auch in Lebensmitteln wie Fertigsuppen, Puddingpulver, Sojasauce oder Ketchup stecken. Deshalb ist ein Blick auf die Zutatenliste unbedingt notwendig!
Unproblematisch sind nur Nahrungsmittel die weniger als 20 Milligramm (20 ppm) Gluten pro 100g enthalten. Diese Lebensmittel dürfen als glutenfrei deklariert werden und schaden auch Zöliakie-Patienten nicht.
Auch wir haben an die Zöliakie Patienten gedacht: Eines unserer Minutenbrote ist komplett glutenfrei und darf bedenkenlos verzehrt werden. Der hohe Gehalt an Leinsamen und Sonnenblumenkernen machen das Brot gehaltvoll. So wird der Körper mit wertvollen Omega-3-Fettsäuren Ballaststoffen und weiteren Nährstoffen versorgt. Und der Geschmack? Voll, kernig und superlecker! Probiert es selbst!
Quellen
Biesiekierski JR. What is gluten? J Gastroenterol Hepatol. 2017 Mar;32 Suppl 1:78-81. doi: 10.1111/jgh.13703. PMID: 28244676.
https://www.dzg-online.de/was-ist-zoeliakie